Edelbert Köb
Vorwort

Die seit 1983 alljährlich stattfindende Sommerausstellung »Junge Szene Wien« war bisher eine Zusammenstellung von Werken jüngerer Wiener Künstler, deren Arbeit einer Jury von Künstlern aus der Wiener Secession bemerkenswert, zu Hoffnungen berechtigend, aktuell und qualitativ hochwertig schien. Mehr an Thema oder Konzept war nicht notwendig, die Szene war und ist lebendig und reich genug. Schlüsse über eventuelle Tendenzen und Entwicklungen ließen sich für Publikum und Fachleute eventuell aus der Präsentation ableiten, waren aber nicht durch die Jury impliziert.
Um die Ausstellung großzügig und homogen gestalten zu können, wurden Zeichnung und Druckgrafik nicht berücksichtigt, die technischen Medien mußten wir aber nur deshalb ausschließen, weil die technischen Voraussetzungen nicht gegeben waren und die dafür notwendigen größeren finanziellen Mittel fehlten.
Das war um so bedauerlicher, als sich gerade in diesem Bereich eine tatsächlich neue Szene in den letzten Jahren deutlich erkennbar zu bilden begann, deren Arbeit sich aus vielen Gründen meist außerhalb des üblichen Ausstellungsbetriebes entwickelt und die – aus der Not eine Tugend machend – ein gewisses Eigenleben führt.
Läßt man aber die spezifisch österreichische Situation mit ihrer diesbezüglichen »Rückständigkeit« einmal außer acht, so ist es natürlich neben der künstlerischen Problemstellung einfach der technische Aufwand, der den Medienkünstlern die Arbeit schwer und den Ausstellungsorganisatoren nicht leicht macht. Dies ist einer der Gründe, warum in dieser Ausstellung bei vielen Künstlern Sparversionen bzw. Fragmente von Projekten für ihre größeren Visionen Platz halten müssen. Aber auch in dieser Form war die Ausstellung nur durch das Zusammenwirken des Kulturamtes der Stadt, Wien, des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Sport und privater Sponsoren bei der Finanzierung möglich.
Der Ausstellungsschwerpunkt liegt auf Arbeiten aus dem multimedialen Bereich, bei denen die objekthafte, skulpturale Gesamtgestalt im Vordergrund steht. Das heißt, daß sie Techniken der bildenden Kunst, des Designs oder der Architektur (Skulptur, Installation, Objekt, Raum …) in Verbindung mit elektronischen oder technischen Medien (Video, Computer, Film, Fotografie, Licht, Mechanik …) setzen. Gerade wegen dieser ausstellungstechnisch bedingten Einschränkung freuen wir uns besonders, daß es gelungen ist, mit den medialen Performances des Rahmenprogrammes Erweiterungs- und Grenzbereiche zumindest anzudeuten.
Darüber hinaus liegt es natürlich im Interesse der Secession, eine doch mehr museale Präsentation durch Veranstaltungen mit stärkerem Ereignischarakter zu kombinieren, um das Haus zusätzlich zu beleben. Diese konzertanten Aufführungen fügen sich auch gut in die Reihe der Veranstaltungen neuer Musik, die von der Wiener Secession in den letzten Jahren verstärkt in ihr Programm miteinbezogen wurden.
Der Dank der Wiener Secession für das Gelingen des Projektes gilt neben dem an die Sponsoren vor allem unseren Mitgliedern GRAF+ZYX, die die Ausstellung fachkundig konzipiert und betreut und dazu den Katalog und das Plakat gestaltet haben, sowie unserem Techniker, Herrn Olli Aigner, der den Künstlern bei der Lösung aller Probleme zur Seite gestanden ist. Vor allem aber danken wir den Künstlern selbst für ihre Werke und für ihre Mitarbeit bei der Gestaltung der Ausstellung.

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